© 2014 by Thorsten Behrens, Gifhorn, Germany
Weihnachts-
bräuche
Vorweg: (Fast) überall auf der Welt wird Weihnachten gefeiert. In vielen Ländern
außerhalb Europas gleichen die Traditionen denen in den Ländern Europas, deren
Kolonien sie zum Teil über Jahrhunderte waren. Zumindest wurden die Traditionen in
Amerika, Ozeanien, Afrika und Asien stark durch die bereits Jahrhunderte alten
europäischen Bräuche beeinflusst, als die Europäer die anderen Kontinente für sich
entdeckten, beanspruchten und zumindest teilweise besiedelten.
In dieser Liste geht es nicht darum, jede kleinste Nuance in den Bräuchen in jedem Land
zu benennen, sondern einen groben Überblick zu geben. Geholfen hat dabei, dass es im
Landkreis Gifhorn, meiner Heimat, aus nahezu jedem Staat der Erde Bürger gibt. Viele
waren gerne bereit, mir aus ihrer Heimat zu erzählen, andere wiederum lieferten
Reiseberichte, einige Bräuche kenne ich aus eigener Erfahrung. Vielen Dank dafür. Diese
Liste weist noch viele Lücken auf - ich hoffe, die meisten davon in den kommenden
Jahren nach und nach füllen zu können. Sollten Sie noch weitere Bräuche kennen,
können SIe mir gerne in einer E-Mail an weihnachtsonkel@freenet.de davon erzählen,
damit ich sie hier aufnehmen kann.
Übrigens geht es hier nicht ausschließlich um Weihnachtsbräuche. Zu jedem Land habe
ich, sofern mir bekannt, sonstige Punkte mit aufgeführt, die es im Zusammenhang mit
Weihnachten in diesem Land gibt - also beispielsweise Orte mit weihnachtlichen Namen,
Hinweise auf Weihnachtspostämter usw.
Die Daten zu den Ländern wie beispielsweise Bevölkerungszahlen stammen aus den
Jahren ab 2020. Neben Wikipedia waren die offiziellen Seiten der jeweiligen Regierungen
Grundlage. Eine jährliche Aktualisierung ist allerdings wegen des Aufwands nicht
vorgesehen.
Asien
Afghanistan: Im streng islamisch geprägten und von den Taliban kontrollierten Afghanistan gibt
es keine weihnachtlichen Bräuche. Deutlich mehr als 99 Prozent der knapp 40 Millionen
Einwohner sind Moslems.
Arabische Emirate: Dreiviertel der rund 10 Millionen Einwohner sind Moslems - allerdings sind
nur zehn Prozent der Einwohner auch Staatsbürger der Arabischen Emirate. Etwa gleich viele,
rund 9 Prozent, sind Christen. Trotzdem wird Weihnachten hier groß gefeiert - als Geschäft. In
den Hotels und den Einkaufszentren sieht es aus wie in Europa oder den USA, was
Weihnachtsbäume und Lichterschmuck angeht, sogar Weihnachtsmärkte gibt es, vor allem in
den Touristenhochburgen. Und typisch us-amerikanisch ist auch, dass es in fast jedem
Einkaufszentrum einen Weihnachtsmann gibt, der den Kunden ein frohes Weihnachtsfest
wünscht.
Armenien:
Aserbaidschan:
Bangladesch:
Baréin :
Birma/Myanmar:
Brunei:
Buthan:
China: Mit China verbinden viele Menschen hierzulande vor allem den weltgrößten Produzenten
und Exporteur von Weihnachtsartikeln - und hier nicht nur von billigem Kitsch, sondern
durchaus auch von hochwertiger Ware. Eben das, was der Westen so bestellt. Und es stimmt,
wirkliche Weihnachtstraditionen gibt es wie im Westen bisher offenbar nicht. Denn nur etwa 2,5
Prozent der mittlerweile mehr als 1,4 Milliarden Einwohner sind Christen, fast Dreiviertel
bezeichnen sich als konfessionslos - ein Erbe der kommunistischen Jahre Chinas.
Dennoch: Vor allem junge, gut ausgebildete und westlich orientierte Chinesen besonders in den
großen Städten lieben Weihnachten. Alle Artikel, die so für den Westen produziert werden, finden
sich auch in beachtlicher Stückzahl in den Einkaufszentren der Städte - entweder als
Festtagsschmuck bereits angebracht oder zum Verkauf für interessierte Chinesen. Sogar
geschmückte Weihnachtsbäume gibt es immer öfters zu sehen - allerdings sind die fast immer
aus Plastik. Die Kommerzialisierung des Festes, das in China kein offizieller Feiertag ist
(Ausnahme Hongkong und Macao) und offiziell als Kulturgut des Auslandes gilt, steht in
manchen Bereichen der us-amerikanischen Kommerzialisierung kaum noch nach - und das bis
zur Rückgabe an China 1997 westlich orientierte Hongkong toppt dabei den Rest des Landes
nach wie vor. Weihnachtsmänner, Nikoläuse, Lichterketten - die Chinesen lieben es. Und viele
sogar so sehr, dass sie auch als Nicht-Christen die Gottesdienste zu Weihnachten in christlichen
Kirchen besuchen.
Der christliche Hintergrund des Festes ist den Chinesen dabei ziemlich egal, sie wollen einfach
nur feiern - und bedienen sich dabei ungeniert an westlichen Bräuchen wie beispielsweise dem
Aufhängen von Socken für Geschenke, wie es in England und den USA üblich ist. Wobei - eine
chinesische Weihnachtstradition gibt es dann doch: den Weihnachtsapfel. Das sind mit
Glückwünschen bedruckte Äpfel zu hohen Preisen. Hintergrund: Apfel heißt auf Chinesisch
"Pingguo", Heiligabend “Pinganye”. Aus den beiden ähnlich klingenden Worten wurde
“Ping’anguo” – der Weihnachtsapfel. Und dann ist da noch das einzige Weihnachtspostamt
Asiens - es befindet sich im seit 1997 chinesischen Hongkong (Adresse hier).
Georgien:
Indien:
Indonesien:
Irak:
Iran:
Israel:
Japan:
Jemen: Nahezu alle 30 Millionen Einwohner des Landes sind Muslime. Es gibt nur einige Hundert
Christen im Land. Weihnachten spielt hier also keine Rolle.
Jordanien:
Kambodscha:
Katar: Katar ist ein islamisches Land. Offiziell gibt es hier also kein Weihnachten, der 25. und 26.
Dezember sind keine Feiertage. Aber: Nur ein Zehntel der rund 2,7 Millionen Menschen im Land
sind auch katarische Staatsbürger. Der Rest kommt aus dem Ausland, lebt und arbeitet in Katar -
darunter sind auch viele Christen, vor allem aus den USA und aus Europa. Entsprechend finden
sich im Handel natürlich auch weihnachtliche Elemente, und was Weihnachtsbräuche angeht,
dürfte Katar eine weltweit nahezu einmalige bunte Mischung haben - denn wenn die Menschen zu
Weihnachten nicht in ihre Heimatländer fahren, feiern sie wohl aber so wie daheim.
Kasachstan:
Kirgisistan:
Kuwait: Rund 4,5 Millionen Menschen leben in dem islamischen Land, Christen stellen die
Minderheit mit etwa zehn Prozent. Sie besuchen zu Weihnachten die Gottesdienste in den
wenigen christlichen Kirchen im Land und feiern dann privat mit den Bräuchen ihrer
Herkunftsländer - denn nahezu alle Christen im Land sind Einwanderer aus arabischen oder vor
allem südostasiatischen Staaten.
Laos:
Libanon:
Malediven:
Malaysia:
Mongolei: Weihnachten war bis zum Ende des kommunistischen Systems 1992 in der Mongolei
kein Thema. Inzwischen bezeichnen sich etwa 5 Prozent der rund 3,5 Millionen Einwohner als
Christen und feiern vor allem in den größeren Städten. Eigene Bräuche haben sich noch nicht
herausgebildet, gefeiert wird in der Regel nach europäischem und us-amerikanischen Vorbild mit
Gottesdiensten, gemeinsamen Essen und dem Singen von Weihnachtsliedern.
Nepal:
Nordkorea:
Oman: Rund 7 Prozent der etwa 4,5 Millionen Einwohner des islamischen Landes sind Christen.
Weihnachten ist hier kein offizieller Feiertag. Allerdings ist der Oman durchaus westlich
orientiert. So gibt es in den Einkaufszentren der größeren Städte Weihnachtsschmuck und -
beleuchtung zu bestaunen und zu kaufen. Der geschmückte Weihnachtsbaum hat sich aber in
den christlichen Wohnzimmern bisher nicht durchgesetzt.
Osttimor:
Philippinen: Rund 110 Millionen Menschen leben auf den Philippinen, rund 80 Prozent davon
gehören der katholischen Kirche an. Kein Wunder also, dass Weihnachten eine große Rolle in
dem Inselstaat spielt. Das ist unübersehbar: Städte, Geschäfte, Häuser, alles ist zum Teil über
den guten Geschmack hinaus weihnachtlich geschmückt, eine klare Anlehnung an den us-
amerikanischen Einfluss vergangener Jahrzehnte. Und das geht übrigens bereits ab 1.
September los, denn die Filipinos können das Fest kaum erwarten.
Auf den Philippinen kommen zu Weihnachten die Familien zusammen. Es wird gegessen, und es
gibt Geschenke. Allerdings besteht eine tiefe Kluft in der Bevölkerung, sowohl bei Essen und
Geschenken als auch beim Schmuck der Häuser sowie der Kommerzialisierung des
Weihnachtsfestes. Viele Menschen leben in großer Armut in riesigen Slums, auf der anderen
Seite gibt es die wohlhabendere Mittelschicht und die reiche Oberschicht, die in sauberen
Stadtteilen leben.
Zu den weihnachtliche Bräuche auf den Philippinen gehört unter anderem das “Christmas
Caroling”, also das Singen von Weihnachtsliedern vor den Häusern. Ganze Gruppen von Sängern
ziehen dazu von Haus zu Haus, sie tragen dazu die traditionellen fünfzackigen Sterne “Parol” mit
sich.
Am 6. Januar schließlich bekommen die Kinder von den Taufpaten ihre Geschenke - eine
spanische Tradition, denn die Philippinen standen mehr als 350 Jahre lang unter spanischem
Einfluss (von 1521 bis 1898). Beendet ist die Weihnachtszeit damit aber noch nicht - das Santo-
Niño-Fest, das mit Straßenumzügen die Weihnachtszeit traditionell beendet, findet nämlich erst
am dritten Sonntag im Januar statt.
Ansonsten steht die eigentliche Weihnachtsgeschichte im Vordergrund. In der Tradition
“Simbang Gabi” wird ab dem 16. Dezember an den neun Abenden vor Heiligabend eine
nächtliche Messe gefeiert. Marias und Josefs Suche nach einer Herberge wird als Höhepunkt in
der letzten dieser Messen nachgespielt - eine Entlehnung aus der mittelalterlichen hispanischen
Kultur. Wer alle neun Termine in einem Jahr schafft, bekommt einen Wunsch erfüllt, heißt es. Die
Weihnachtsgeschichte, also die Suche nach einer Herberge und die Geburt Jesu, finden sich
auch in den “Belen” wieder, den Krippen. Eine traditionelle Krippe besteht auf den Philippinen
aus Maria, Josef, dem Jesuskind, den drei heiligen Königen, drei Hirten und drei Schafen.
“Noche Buena”, also Heiligabend, wird feierlich-fröhlich im Kreise der Familie und oft mit
Freunden gefeiert - und zwar die ganze Nacht lang. Der 25. Dezember gehört der Familie.
Morgens werden die älteren Familienmitglieder besucht, um sich von ihnen segnen zu lassen.
Saudi Arabien:
Singapur:
Syrien:
Sri Lanka:
Südkorea:
Türkei:
Tadschikistan: Gläubige haben es schwer in diesem Land. Zwar gehören 90 Prozent der etwa 9,5
Millionen Einwohner dem Islam an, 3 Prozent sind Christen, ein Gesetz von 2009 aber macht es
schwierig, sich religiös zu betätigen. Weihnachten ist daher in diesem Land quasi nicht existent.
Thailand:
Turkmenistan: 6 Millionen Einwohner, davon sind 90 Prozent Muslime und 9 Prozent russisch-
orthodoxe Christen: Das Weihnachtsfest in Turkmenistan ist vergleichbar mit dem in Usbekistan
(siehe nächsten Eintrag).
Usbekistan: Fast 90 Prozent Muslime, rund 8 Prozent russisch-orthodoxe Christen - und nur
wenige Christen anderer Kirchen: so setzen sich die etwa 35 Millionen Einwohner Usbekistans in
Sachen Glaubensrichtungen zusammen. Von 1918 bis 1991 herrschten zudem die Kommunisten
im Land, das damals noch zur Sowjetunion gehörte. All das kein guter Nährboden für fest
verankerte Weihnachtsbräuche. So ist Weihnachten auch heute kein offizieller Feiertag. Die
russisch-orthodoxen Christen feiern Weihnachten am 6. und 7. Januar, Grund ist der julianische
Kalender, der älter ist als der beispielsweise in Deutschland genutzte gregorianische Kalender,
der Christi Geburt aber 13 Tage früher ansetzt als der julianische Kalender. Geschenke gibt es in
den russisch-orthodoxen Haushalten in Usbekistan also am 6. Januar. Eine Kommerzialisierung
des Festes findet man allerdings nicht, dafür stehen mehrere Stunden andauernde Gottesdienste
sowie Fasten in der Vorweihnachtszeit im Programm. Zu Weihnachten selbst werden oft
fleischlose Gerichte serviert.
Vietnam:
So sind die Weihnachtsbräuche in